Um festzustellen, ob ein Mensch
an Morbus Bechterew erkrankt ist,
sind verschiedene Untersuchungen
erforderlich.
Für die Diagnose von Morbus Bechterew wird der behandelnde Arzt im Rahmen des Gesprächs, der Anamnese, mit dem Patienten zunächst über dessen Beschwerden reden und ihn unter Umständen auf unspezifische Symptome ansprechen, die der Patient nicht unbedingt mit der Erkrankung in Verbindung bringt. Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt besonders auf Fehlhaltungen und Einschränkungen der Beweglichkeit. Mit dem Schober-Test lässt sich überprüfen, wie beweglich die Lendenwirbelsäule ist. Auf Finger und Zehen, an denen alle Gelenke entzündet sind, wird der Mediziner besonders achten, aber auch Entzündungen in Bereichen jenseits der schmerzenden Körperteile erfassen.1,2
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Teste dich auf Schober-Zeichen
Der Schober-Test wurde 1937 von dem Rheumatologen Paul Schober entwickelt. Sie können damit prüfen, wie beweglich Ihre Lendenwirbelsäule ist, also der Bereich des unteren Rückens. Der Test eignet sich besonders bei Morbus Bechterew, um den Grad der Bewegungseinschränkung zu bestimmen. Sie brauchen dazu bloß ein Maßband, einen Kuli und jemanden, der Ihnen beim Messen hilft.
1. Start- und Endpunkt finden
Nehmen Sie eine aufrechte Haltung im Stehen ein, der Oberkörper im unteren Rücken muss frei sein. Auf Höhe Ihrer Hüftknochen sucht Ihr Helfer nun die Mitte Ihres Rückens: Dort ist der obere Wirbel des Kreuzbeins, an dem mit einem Kuli oder Filzstift der Startpunkt markiert wird. Eine zweite Markierung erfolgt 10 cm weiter oben.
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2. Beugen
Danach beugen Sie sich so weit nach vorn, wie Sie können. Bei einer normalen Beweglichkeit sollte sich der Abstand zwischen den beiden Punkten um rund 5 cm verlängert haben.
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Verlängert sich der Abstand um weniger als 4 cm, gilt der Test als „positiv“:
Die Beweglichkeit ist beeinträchtigt.
In diesem Fall sollten Sie einen Rheumatologen aufsuchen, um sich fachgerecht untersuchen zu lassen.
Eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Morbus Bechterew spielen bildgebende Verfahren: Untersuchungen mittels Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und Ultraschall können Gelenkentzündungen, aber auch Verknöcherungen zeigen, die auf Morbus Bechterew hinweisen. Da die Frühform von Morbus Bechterew, die nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) nicht auf einem Röntgenbild erkannt werden kann, sind MRT-Bilder für eine frühe Diagnose entzündlicher Veränderungen der Kreuzdarmbeingelenke, der Wirbelsäule und der Hüftgelenke unverzichtbar. 1,2
Das Protein HLA-B27 ist ein wichtiger Hinweis auf eine axiale Spondyloarthritis (axSpA) wie Morbus Bechterew, deshalb wird sein Vorhandensein bei einer Blutuntersuchung geprüft. Es ist jedoch möglich, Morbus Bechterew zu haben und nicht positiv auf das HLA-B27-Protein getestet zu werden. Ein hoher CRP-Spiegel (C-reaktives Protein) im Blut deutet auf Entzündungen hin, die aber nicht zwingend mit Morbus Bechterew zusammenhängen müssen, sondern auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. 1,2
Die rheumatologische Fachgesellschaft „Assessment of SpondyloArthritis international Society“ (ASAS) hat ein Schema für die Klassifikation von axialen Spondyloarthritiden wie Morbus Bechterew oder seine Frühform erstellt. Eine Erkrankung gilt als gesichert3:
- wenn der Patient in der Bildgebung eine Sakroiliitis (Entzündung innerhalb der Kreuzdarmbeingelenke) zusammen mit mindestens einem Merkmal einer Spondyloarthritis aufweist oder
- wenn HLA-B27 nachgewiesen wird und der Patient zwei weitere Spondyloarthritis-Merkmale besitzt
Wenn Sie’s genau wissen wollen
Methoden zur Messung der Krankheitsaktivität
Fragebögen zu Schmerzen und anderen Symptomen helfen im Zusammenspiel mit den Untersuchungsergebnissen, Messwerte für die Aktivität der Erkrankung zu bestimmen.
Die beiden bekanntesten Messwerte der Krankheitsaktivität sind:1,2
• BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index): In den Index fließen unter anderem folgende Symptome und Beeinträchtigungen der zurückliegenden sieben Tage ein:
- Müdigkeit und/oder Erschöpfung
- Nacken-, Rücken- oder Hüftschmerzen
- Schmerzen und/oder Schwellungen an Gelenken
- Morgensteifigkeit nach dem Aufwachen
• ASDAS (Ankylosing Spondylitis Disease Activity Score): Hier werden BASDAI-Kriterien wie Rückenschmerz, Gelenkschwellung und Morgensteifigkeit zusammen mit Ergebnissen aus der Blutuntersuchung (CRP- oder ESR-Wert) ausgewertet.
• BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index): Hier werden mögliche Funktionseinschränkungen gemessen. Der Index gibt Auskunft, ob du in der Lage bist, tägliche Aktivitäten auszuführen. Hierzu zählen beispielsweise:
- Strümpfe anziehen
- Dinge aus einem Regal herunternehmen
- vom Boden aufstehen
- ohne Schmerzen und ohne sich anzulehnen 10 Minuten stehen
- Treppenstufen steigen
• BAS-G (Bath Ankylosing Spondylitis Patient Global Score): Er wird als Maß für den allgemeinen Gesundheitszustand verwendet.
Protokolle zur Mess- und Vergleichbarkeit ärztlicher Befunde
Um die ärztlichen Befunde als Zahlenwert – und damit auch als Score-Wert – besser darstellen zu können, haben Ärzte neben Patientenfragebögen auch Protokolle zur Vergleichbarkeit ihrer Befunde eingeführt. Dazu gehören:3
- BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index)
- BASRI (Bath Ankylosing Spondylitis Radiology Index)
- SASSS (Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score)
- mSASSS (modifizierter Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score)
Sie merken: Ein regelmäßiges Scoring ist extrem wichtig, um den Verlauf Ihres Morbus Bechterew besser einschätzen zu können. Nur so können Sie und Ihr behandelnder Arzt einer eventuellen Verschlechterung rechtzeitig entgegenwirken. Mit der konsequenten Umsetzung von Therapiemaßnahmen ist es möglich, die Lebensqualität von Morbus-Bechterew-Patienten relativ gut aufrechtzuerhalten und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
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Menschen, die unter einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung leiden, können selbst einiges tun, um sich den Alltag zu erleichtern.
Quellen:
1 Patientenleitlinie zur S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen. https://register.awmf.org/assets/guidelines/060-003p_S3_Axiale-Spondyloarthritis-Morbus-Bechterew-Fruehformen-2019-08.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
2 Hettenkofer HJ, Schneider M, Braun J (Herausgeber). (2014). Rheumatologie Diagnostik – Klinik – Therapie (6. vollständig überarbeitete Auflage).
3 Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e. V. Die Krankheit im Blick. https://www.bechterew.de/diagnose-therapie/was-kann-ich-selbst-tun/, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.