Wer sich zutraut, selbst etwas
bewirken und eine Situation
aktiv verändern zu können,
geht mit belastenden Zuständen
besser um. Das Gute ist: Jede
kann seine Selbstwirksamkeit stärken.
Schwierigkeiten und Hindernisse erlebt Jeder. Der Umgang damit ist jedoch ganz unterschiedlich. Wer beruflich unglücklich ist, kann entweder die Situation hinnehmen und seinen Frust verstecken – oder aktiv werden. Die belastende Situation lässt sich verbessern, indem man Gespräche mit Vorgesetzten und Kollegen führt, sich fortbilden lässt oder Bewerbungen schreibt. Gleiches gilt für den Umgang mit Erkrankungen.
Eigene Stärken einsetzen
Menschen, die aktiv werden und eine positive Veränderung erleben, lernen: Ich kann etwas bewirken und meine Situation verbessern. Gerade bei chronischen Erkrankungen und gesundheitlichen Rückschlägen ist diese Fähigkeit – Selbstwirksamkeit genannt – hilfreich. Sie verhindert Gefühle des Ausgeliefertseins und hilft dabei, den Lebensstil zu ändern, die Ernährung zu verbessern, regelmäßiger Übungen zu absolvieren oder Stress zu reduzieren.
Ob Beruf, Beziehungen oder Gesundheit: Passivität ist immer nur eine Möglichkeit von vielen. Selbstwirksamkeit, im Englischen „Self-Efficacy“, beschreibt die persönliche Überzeugung, aus eigener Kraft etwas bewirken zu können.1 Geprägt wurde der Begriff in den 1970er-Jahren von dem kanadischen Psychologen Albert Bandura. Er fand heraus, dass diese Haltung entscheidender für den Erfolg ist als andere Faktoren.2 Nützliche Erfahrungen, hilfreiche Kontakte oder gute Informationsquellen hat jeder. Aber nicht jeder ist überzeugt, dass es sich lohnt, sie einzusetzen.
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Selbstwirksamkeit trainieren
Selbstwirksamkeit verlangt keine Superkräfte und bedeutet nicht, mit allem allein klarzukommen. Sich in schwierigen Momenten Unterstützung zu holen, ob bei Ärzten, Physiotherapeuten oder Freunden, bedeutet ebenfalls: Ich werde selbst aktiv und sorge für mich und meine Gesundheit. Wer sich verlassen und ausgeliefert fühlt, neigt stärker zu Angst, Panik und Pessimismus.3 Das kann Schmerzen verstärken und das Leben mit Rheuma schwieriger, komplizierter und unangenehmer machen.
Das Gute ist, Selbstwirksamkeit lässt sich trainieren. Der erste Schritt ist zu überlegen: Was alles habe ich bereits aus eigener Kraft geschafft? Manche Menschen sind besonders ausdauernd oder geduldig. Andere haben vieles durch einen starken Willen erreicht. Rheumatiker sollten besonders an konkrete Situationen denken, in denen sie Beschwerden durch eigene Tricks linderten3, etwa durch ein Morgenritual gegen die Steifigkeit der Gelenke. Der Austausch mit anderen Patienten hilft, von Erfahrungen und Einstellungen zu profitieren, die die persönliche Selbstwirksamkeit stärken.
Menschen mit Rheuma können überlegen, wie sie selbst dafür sorgen, dass es ihnen besser geht. Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu werden. Eine Ernährungsumstellung kann helfen, Entzündungsstoffe im Körper abzubauen. Regelmäßige Bewegung kräftigt die Gelenke. Durch positive Erlebnisse lässt sich Stress abbauen und dem Organismus Entspannung schenken.
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Denk- und Verhaltensmuster überprüfen
Regelmäßigkeit zahlt sich aus. Für eine dauerhafte Veränderung sind kleine Rituale besser geeignet als große Vorsätze.4 Das kann ein täglicher Spaziergang sein oder die abendliche Entspannungsübung. Wenn die kleinen Dinge zur Routine geworden sind, lässt sich Neues ausprobieren, das mehr Überwindung kostet. Jeder sollte in seinem Tempo an die Sache herangehen.
An den eigenen Denk- und Verhaltensmustern lässt sich beobachten, ob die Selbstwirksamkeit wächst. Fühle ich mich aktiv oder ausgeliefert? Bin ich stolz auf das, was mir gelingt, oder spreche ich eher von Glück, Zufall oder Schicksal? Selbstwirksamkeit ist eine Frage der Übung und der inneren Einstellung. Oft sind Menschen längst selbstwirksam, ohne es zu merken.
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Selbstwirksamkeit und Rheuma
Die aktuelle Leitlinie „Management der frühen rheumatoiden Arthritis“ zählt Selbstwirksamkeit zu den relevanten psychologischen Kompetenzen für Rheuma-Patienten.5 Vermittelt wird Selbstwirksamkeit im Rahmen von Patientenschulungen und Schmerz-, Krankheits- und Stressbewältigungsprogrammen oder in einer Psychotherapie.
Mehr Informationen zu Patientenschulungen bietet die Deutsche Rheuma-Liga e.V., aktuelle Termine für Präsenzveranstaltungen und Online-Seminare sind auf den Webseiten der regionalen Vertretungen der Rheuma-Liga hinterlegt.
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Dieser Artikel stammt aus der Ausgabe 8 der RLeben. Unser Patientenmagazin bietet viele spannende Informationen, Interviews und Tipps rund um Rheuma.
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Eine positive Einstellung kann auch bei Rheuma helfen, mit etwas mehr Gelassenheit durch das Leben zu gehen.
Quellen:
1Ehlebracht-König I, Bönisch A. Grundlagen der rheumatologischen Patientenschulung Theoretische Grundlagen und Didaktik. In: Zeitschrift für Rheumatologie 61 (2002): 39–47. https://doi.org/10.1007/s003930200005, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
2Bandura, A. Self-Efficacy: Toward a Unifying Theory of Behavioral Change. In: Psychological Review. Band 84, Nr. 2, 1977: 191–215.
3Medienmitteilung der Universität Zürich. Erinnerung an eigene Fähigkeiten stärkt die Resilienz. https://www.ctac.uzh.ch/news/de/articles/2021/Resilienz.html, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
4Tian AD et al. Enacting rituals to improve self-control. In: Journal of Personality and Social Psychology, 114/6, 2018: 851–876. https://psycnet.apa.org/buy/2018-22169-001, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
5Interdisziplinäre Leitlinie Management der frühen rheumatoiden Arthritis. https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/060-002l_S3_Fruehe_Rheumatoide-Arthritis-Management_2019-12_01.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.