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Natürlich weißt Du am besten, wie es dir physisch und psychisch geht. Aber auch dein behandelnder Arzt muss sich regelmäßig ein Bild machen. Dazu gibt es bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Bechterew diagnostische Eckpunkte – sogenannte Scores bzw. Punktwerte – mit denen dein Arzt schnell einen Überblick über deinen gesundheitlichen Zustand erhält.

Es mag sich merkwürdig anhören, dass dein Gesundheitszustand messbar ist. In der Tat gibt es aber festgelegte Messverfahren – in der medizinischen Fachsprache auch Scoring genannt – die deinen Gesundheitszustand in Zahlen beurteilbar machen. Auf diese Weise kann dein behandelnder Arzt zum Beispiel feststellen, ob die Therapie erfolgreich ist oder etwas daran geändert werden muss.

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Scoring in der Medizin

Mithilfe eines Scores lassen sich in der Medizin verschiedene diagnostische Eckpunkte wie etwa Vorerkrankungen, Laborwerte, Alter, Lungenfunktionswerte o. ä. in Form von Punkten erfassen. Ziel ist es, alle deine Parameter zu einem Endwert zu vereinigen.

Um die verschiedenen Werte vergleichen zu können, werden die genannten Eckpunkte über standardisierte Fragebögen und Messverfahren festgehalten (Scoring).

Mit diesem Score kann dein Arzt deinen Krankheitszustand und -verlauf – die sogenannte Krankheitsaktivität – zuverlässig beurteilen.

Was genau wird gemessen?

Für die Beurteilung der Krankheitsaktivität bei Morbus Bechterew führt dein behandelnder Arzt verschiedene Messungen durch. Dazu gehören unter anderem:

Schober-Zeichen

Hier steht die Beweglichkeit deiner Lendenwirbelsäule im Mittelpunkt. Dazu markiert dein Arzt mit einem Stift zwei bestimmte Punkte in deinem Lendenwirbelbereich. Zwischen den Markierungen lässt er 10 Zentimeter Platz. Anschließend musst du dich so weit wie möglich nach vorne beugen. Normalerweise sollte sich der Abstand zwischen den Punkten nun vergrößern. Dieser Abstand wird vom Arzt gemessen, mit dem alten Wert verglichen und in Bezug auf die Beweglichkeit deiner Lendenwirbelsäule interpretiert.

Finger-Boden-Abstand bei maximaler Rumpfbeugung

Wenn du dich so weit wie möglich nach vorne beugst, entsteht ein messbarer Abstand zwischen deinen Fingerspitzen und dem Boden. Dieser Abstand ist ebenfalls ein Parameter für die Beurteilung der Wirbelsäulenbeweglichkeit, der Hüfte und des Beckens.

Hinterkopf-Wand-Abstand

Stell dir vor, du stehst mit dem Rücken angelehnt an einer Wand. Im Normalfall solltest du mit dem Hinterkopf diese Wand berühren können. Entsteht hier dagegen ein messbarer Abstand, so ist das ein typisches Indiz für Morbus Bechterew.

Atembreite

Bei dieser Untersuchung misst der Arzt die Differenz deines Brustumfangs bei maximaler Ein- und Ausatmung. Als Messpunkt dient dabei der vierte Wirbelzwischenraum. Gemessen wird der Wert beim dritten Ein- und Ausatmen.

Messung des Winkels

Eine weitere Untersuchung ist die Messung des Winkels, um den sich der Kopf gegenüber den Schultern drehen lässt.

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Du bist gefragt

Patientenfragebögen können bei Morbus Bechterew helfen, die Krankheitsschwere subjektiv einzuschätzen. In den 90er Jahren hat die englische Rheumaklinik Bath eine Reihe von Fragebögen entwickelt, die inzwischen als Standard dienen.

BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index)

wird zur Erfassung deiner Krankheitsaktivität eingesetzt. Er hält unter anderem folgende Eckpunkte fest:

  • Müdigkeit und/oder Erschöpfung
  • Nacken-, Rücken- oder Hüftschmerzen
  • Schmerzen und/oder Schwellungen an Gelenken
  • Morgensteifigkeit nach dem Aufwachen

BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index)

misst mögliche Funktionseinschränkungen. Er gibt Auskunft, ob du in der Lage bist, tägliche Aktivitäten auszuführen. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Strümpfe anziehen
  • Dinge aus einem Regal herunternehmen
  • vom Boden aufstehen
  • ohne Schmerzen und ohne sich anzulehnen 10 Minuten stehen
  • Treppenstufen steigen

BAS-G (Bath Ankylosing Spondylitis Patient Global Score)

wird als Maß für den allgemeinen Gesundheitszustand verwendet.

Protokolle zur Mess- und Vergleichbarkeit ärztlicher Befunde

Um die ärztlichen Befunde als Zahlenwert – und damit auch als Score-Wert – besser darstellen zu können, haben Ärzte neben Patientenfragebögen auch Protokolle zur Vergleichbarkeit ihrer Befunde eingeführt. Dazu gehören:

  • BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index)
  • BASRI (Bath Ankylosing Spondylitis Radiology Index)
  • SASSS (Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score)
  • mSASSS (modifizierter Stoke Ankylosing Spondylitis Spinal Score)

Du merkst: Ein regelmäßiges Scoring ist extrem wichtig, um den Verlauf deines Morbus Bechterew besser einschätzen zu können. Nur so können du und dein behandelnder Arzt einer eventuellen Verschlechterung rechtzeitig entgegenwirken. Mit der konsequenten Umsetzung von Therapiemaßnahmen ist es möglich, die Lebensqualität von Morbus-Bechterew-Patienten relativ gut aufrechtzuerhalten und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Quelle:

Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V.: Die Krankheit im Blick. https://www.bechterew.de/diagnose-therapie/was-kann-ich-selbst-tun/, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.