Menschen mit Rheuma
haben ein erhöhtes Risiko
für Infektionskrankheiten.
Wogegen sollten sie sich
impfen lassen?
Patienten mit chronischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind anfälliger für Infektionen. Aufgrund ihres Rheumas sind Impfungen gegen Krankheiten wie zum Beispiel Influenza (Grippe) also besonders wichtig.1
Menschen mit entzündlichem Rheuma sind wegen einer Fehlsteuerung ihres Immunsystems und der häufig nötigen immunmodulierenden Therapie deutlich anfälliger für Infekte. Patienten mit rheumatoider Arthritis beispielsweise haben ein durchschnittlich 2,6-fach so hohes Risiko für eine Infektion mit Pneumokokken wie gesunde Menschen.2 Pneumokokken sind Bakterien, die beispielsweise eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung auslösen können. Bei Rheumatikern kommt erschwerend hinzu, dass die Immunmodulation die Gefahr eines Infekts erhöht.3 Daher werden für Menschen mit Rheuma zusätzliche Impfungen empfohlen, die über den für alle Menschen wichtigen Impfschutz hinausgehen.
Welche Impfungen sind bei Rheuma ratsam?
Das Basisprogramm: In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) grundsätzlich für alle Erwachsenen unter 60 Jahren Impfungen
zur Vorbeugung der folgenden Krankheiten:4
- Tetanus (Wundstarrkrampf)
- Diphtherie (Infektionskrankheit der oberen Atemwege)
- Pertussis (Keuchhusten)
- Masern
- Poliomyelitis (Kinderlähmung)
Im Kindes- und Jugendalter gibt es zusätzlich noch
folgenden Empfehlungen:4
- Humane Papillomviren (HPV, können Krebserkrankungen am Gebärmutterhals, aber auch an After, Penis oder in Mund und Rachen verursachen)
- Hib (Haemophilus influenzae Typ b, Erkrankung, die Hirnhaut- und Kehldeckelentzündungen zur Folge haben kann)
- Hepatitis B (Leberentzündung)
- Meningokokken (Bakterien, die eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können)
- Mumps
- Röteln
- Windpocken
- Pneumokokken
In der Regel erfolgt zunächst eine Grundimmunisierung, die meist im Kindesalter durchgeführt wird. Um dauerhaft den vollen Impfschutz zu haben, sind zum Teil Auffrischimpfungen im Erwachsenenalter nötig. Welche das sind und wann sie stattfinden sollten, können Sie mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Für Personen ab dem 60. Lebensjahr sind zusätzlich diese Impfungen empfohlen:4
- Influenza (Grippe)
- Pneumokokken (Bakterien, die unter anderem Infektionskrankheiten der Atemwege auslösen können)
- Herpes Zoster (Gürtelrose, entzündlicher Hautausschlag)
Das Zusatzprogramm: Aufgrund des erhöhten Risikos für Infektionen empfiehlt die STIKO für Menschen mit Rheuma folgende zusätzliche Impfungen:5,6,7
- Pneumokokken
- Influenza: Zusätzlich sollten sich auch Familien- und Haushaltsmitglieder von Rheumatikern gegen Grippe impfen lassen (sogenannte Umgebungsprophylaxe)
- Hepatitis B (Infektionskrankheit der Leber)
- Herpes Zoster: Impfung mit dem seit 2018 verfügbaren Totimpfstoff für Patienten ab 50 Jahre. Über eine Impfung jüngerer Patienten entscheidet individuell der behandelnde Arzt.
- Meningokokken (Bakterien, die eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen können)
Ausführliche Informationen zum Thema Impfungen bietet die Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung impfen-info.de.
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Können Impfungen bei Rheuma den Krankheitsverlauf verschlechtern?
Manche Rheumabetroffene befürchten, dass Impfungen den Verlauf ihrer Erkrankung verschlechtern können. Diese Sorge ist unbegründet, denn Impfungen haben keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Allerdings kann eine Therapie mit Immunsuppressiva die Impfantwort abschwächen. Impfungen sind aber auf jeden Fall für Menschen mit Rheuma zu empfehlen, da auch eine schwächere Impfantwort das Risiko von Infektionen verringert, sie sollten immer mit dem zuständigen Facharzt abgestimmt werden. Der Grund: Es gibt Totimpfstoffe und Lebendimpfstoffe. Für Menschen mit Rheuma sind Totimpfstoffe (zum Beispiel gegen Grippe, Pneumokokken oder Gürtelrose) unbedenklich, während Lebendimpfstoffe (etwa gegen Masern, Mumps, Röteln oder Windpocken, sowie Typhus oder Gelbfieber) ihr Immunsystem zu sehr belasten können.7
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Wenn Sie’s genau wissen wollen
Was sind Totimpfstoffe und Lebendimpfstoffe?
Totimpfstoffe bestehen aus bereits abgetöteten Krankheitserregern. Bei den Lebendimpfstoffen werden noch lebende, aber stark abgeschwächte, jedoch vermehrungsfähige Erreger gespritzt. Beide Arten der Impfung lösen eine schützende Reaktion des Immunsystems aus.
Ein normal arbeitendes Immunsystem wehrt die abgeschwächten Viren eines Lebendimpfstoffs ab – dadurch entsteht die Immunisierung gegen den Erreger. Nehmen Menschen Medikamente ein, die die Immunreaktionen unterdrücken, kann das Immunsystem die Erreger eines Lebendimpfstoffs möglicherweise nicht ausreichend bekämpfen.
Bei Menschen mit Rheuma sind Impfungen mit Totimpfstoffen also auch bei einer Therapie mit Medikamenten, die in das Immunsystem eingreifen, möglich. Die Impfung sollte aber in einem Zeitraum erfolgen, in dem es den Patienten gut geht. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Therapie kurzzeitig zu unterbrechen. Das sollten Patienten aber nur in Abstimmung mit ihrem behandelnden Arzt machen.8 Impfungen mit Lebendimpfstoffen sollten bei Menschen, denen immunmodulierende Medikamente verschrieben wurden, nach einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung in Absprache mit dem behandelnden Rheumatologen gegeben werden. Möglicherweise muss zuvor die Therapie für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt werden.7
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Quellen:
1 Serious infection risk in rheumatoid arthritis compared with non-inflammatory rheumatic and musculoskeletal diseases: a US national cohort study, RMD Open 2019, http://dx.doi.org/10.1136/rmdopen-2019-000935, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
2 Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin 34/20, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/34_19.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
3 Gemeinsamer Bundesausschuss, Schutzimpfungs-Richtlinie, https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1641/SI-RL_2017-11-17_iK-2018-08-23.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
4 Impfkalender - Empfehlungen der Ständigen Impfkommission(STIKO), https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
5 Impfen bei Immundefizienz, Bundesgesundheitsbl 2019, 62:494–515, Online publiziert: 21. März 2019, https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs00103-019-02905-1.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
6 Epidemiologisches Bulletin, 22. August 2019/Nr. 34, Robert-Koch-Institut, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/34_19.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
7 Risiko Lebendimpfstoff – worauf Rheumapatienten achten müssen, Ärztliches Journal August 2019, https://www.aerztliches-journal.de/medizin/allgemein-medizin/rheuma/rheumatologie/impfung/risiko-lebendimpfstoff-worauf-rheumapatienten-achten-muessen/e2d5cdccda385797121e3808e08d7cb0/, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
8 Impfung bei erwachsenen Patienten mit chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Goldacker S, Gause AM, Warnatz1 k, Kommission Pharmakotherapie der DGRh, 2013, https://dgrh.de/dam/jcr:8c7a3ca2-0bac-43d5-ba5d-50d3daca351f/impfempfehlungen_dgrh_pharmako_kommission_2013_lang.pdf, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.
9 Warum Hausärzte besonders auf den Impfschutz für rheumakranke Menschen achten sollten, Deutsche Rheuma-Liga e.V., https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/warum-hausaerzte-besonders-auf-den-impfschutz-fuer-rheumakranke-menschen-achten-sollten, zuletzt aufgerufen am 24.07.2023.