Erschöpfung und Müdigkeit belasten
viele Menschen mit Rheuma.
Bei welchen Rheumaformen das
auch Fatigue genannte Ermüdungssyndrom
besonders häufig auftritt und welche
Maßnahmen helfen, erklärt dieser Text.
Alltagshandlungen, die zunehmend schwerfallen, schlagartig auftretende Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten – was schnell als momentane Formschwäche oder typische Alterserscheinung abgetan wird, ist manchmal etwas anderes: Fatigue, die sich in plötzlich auftretenden Symptomen wie starker Erschöpfung, Abgeschlagenheit und Müdigkeit äußert und sich durch Schlaf oder Ausruhen meist nicht überwinden lässt.
Die Zustände von Müdigkeit und Erschöpfung betreffen viele Menschen mit Rheuma, die Häufigkeit liegt je nach Rheumaform zwischen 35 und 82 Prozent.1
• Psoriasis-Arthritis (PsA): 57 Prozent
• Sjögren-Syndrom: 57 Prozent
• Morbus Bechterew: 45 Prozent
• Rheumatoide Arthritis (RA): 41 Prozent
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Fatigue: Die Erschöpfung äußert sich nicht nur körperlich
Die auch Fatigue-Syndrom genannte Müdigkeit und Erschöpfung ist zumeist Begleitsymptom einer chronischen Erkrankung, beispielsweise von einer Autoimmunerkrankung wie Rheuma, oder von einer Tumorerkrankung. Weitere Formen der Fatigue sind die sekundäre Fatigue, die infolge anderer Belastungen wie etwa Schlafstörungen auftritt, und das chronische Fatigue-Syndrom (CFS). CFS stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, das in jüngerer Zeit im Zusammenhang mit COVID-19-Erkrankungen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist.2,3
Müdigkeit und Erschöpfung bei Rheuma: Die Symptome
Die Symptome von Fatigue sind vielfältig und können sich individuell sehr unterschiedlich zeigen. Bei Menschen mit Rheuma können Schmerzintensität und Funktionseinschränkungen infolge erhöhter Krankheitsaktivität die Erschöpfung verstärken.4,5
- Zu den körperlichen Symptomen zählen neben Müdigkeit eine verringerte körperliche Leistungsfähigkeit, Schwäche und Kraftlosigkeit. Es machen sich Gliederschwere und Unwohlsein nach körperlicher Belastung bemerkbar. Außerdem kann es zu Schlafstörungen kommen.
- Psychische Symptome zeigen sich in Form von Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, aber auch Ängsten, Frustration und Gereiztheit. Betroffene sind häufig desinteressiert, auch an Dingen, die ihnen eigentlich Freude bereiten. Sie haben unter Umständen das Bedürfnis, sich zurückzuziehen.
- Zusätzlich können sich mentale beziehungsweise neurokognitive Symptome wie Konzentrationsstörungen, eine geringe Aufmerksamkeitsspanne sowie Wortfindungs- und Gedächtnisstörungen bemerkbar machen.
Die Symptome treten oft unerwartet auf und rufen dadurch ein Gefühl von Kontrollverlust hervor, was die psychischen und mentalen Symptome verstärken kann. Typisch ist ebenfalls, dass sich die Erschöpfungssymptome durch Ruhephasen nicht wesentlich bessern.3,4,5
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Woher kommt die bleierne Müdigkeit?
Die Ursachen von Fatigue bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind noch nicht umfänglich erforscht. Es wird aber ein Zusammenhang mit Fehlreaktionen des Immunsystems und der damit verbundenen Entzündungsaktivität vermutet.
Bei der Diagnose von Fatigue sollte eine Abgrenzung zu einer Depression erfolgen, denn auch hier sind starke Müdigkeit und Antriebslosigkeit mögliche Symptome.4,5
Was hilft gegen Müdigkeit und Erschöpfung bei Rheuma?
Bei Menschen mit Rheuma kann eine gut anschlagende Therapie, die die Krankheitsaktivität und damit die Entzündungen wirksam eindämmt, auch die Symptome der Fatigue verringern. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass die Müdigkeit im Langzeitverlauf unabhängig von Entzündungen auftritt (sekundäres Müdigkeitssyndrom) und separat behandelt werden muss.
Manchmal gehen die Symptome aber nicht in dem erhofften Umfang zurück, obwohl die Rheumatherapie wirkt und die Entzündungsaktivität gut unter Kontrolle ist. Es gibt eine Reihe von weiteren Maßnahmen, die zu einer Verringerung der Fatigue-Symptome beitragen können4,5.
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Sport und Bewegung haben eine positive Wirkung
Es mag zunächst widersprüchlich erscheinen, aber bei den Symptomen einer Fatigue ist körperliche Aktivität erwiesenermaßen sinnvoll. Sie kann auch bei Rheuma helfen, die körperliche und geistige Erschöpfung zu mindern!4
Schon ein bewegungsfreundlicher Alltag ist hilfreich – etwa Treppen zu steigen, statt den Aufzug oder die Rolltreppe zu nutzen, und kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Aktivitäten an der frischen Luft sind besonders ratsam.
Wer Sport treiben will, sollte zunächst die persönliche Belastbarkeit ärztlich überprüfen lassen. Wichtig ist, sich an das richtige Maß an Aktivität heranzutasten. Denn Überanstrengung verstärkt die Fatigue mitunter, hätte also genau den gegenteiligen Effekt. Empfohlen sind mäßig intensive Übungen (64 bis 76 Prozent der maximalen Herzfrequenz, mindestens 150 Minuten wöchentlich) und Krafttraining (ein- bis zweimal pro Woche).6 Beides sollte unter Anleitung erfolgen. Zu den Sportarten mit moderater Anstrengung zählen Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen, Yoga, Reha-Sport und Tanzen.
Sowohl bei der Bewegung im Alltag als auch beim Sport ist es ratsam, mit geringer Intensität zu beginnen und diese Schritt für Schritt zu erhöhen. Das gilt ebenso für Dauer und Häufigkeit der Aktivitäten und Trainingseinheiten. Ganz wichtig: Bei allen Formen von Bewegung und Sport ist entscheidend, wie man sich im Anschluss fühlt, nicht während der Ausübung.7 Mit einem Fitnesstagebuch lassen sich Erfolge und Verbesserungen dokumentieren.
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Stressbewältigung kann Symptome der Fatigue verringern
Entspannungsverfahren und Achtsamkeit können bei Rheuma helfen, die Fatigue-Symptome zu verringern.5 Verfahren, die nachweislich Entspannung und Ausgeglichenheit fördern, sind Meditation, Atemübungen, Achtsamkeitsübungen, autogenes Training, progressive Muskelentspannung und Musiktherapie. Auch Yoga, Tai-Chi und Qigong bieten sich dafür an oder können die Entspannungsübungen ergänzen.
Tipp: Die kostenlose App Rheuma-Auszeit der Deutschen Rheuma-Liga unterstützt Menschen mit Rheuma mit Entspannungs- und Bewegungsübungen und vielen praktischen Empfehlungen. Erhältlich für Smartphones und Tablets (Android und iOS).
Selbstmanagement in Patientenschulungen erlernen
Können Menschen mit Rheuma ihre Symptome gut einschätzen und darauf reagieren und haben sie ihren Alltag mit der rheumatischen Erkrankung gut organisiert, können sie damit ihren Gesundheitszustand und ihre Lebensqualität positiv beeinflussen. Diese Fähigkeiten des Selbstmanagements und der Selbstwirksamkeit sind auch bei der Bewältigung von Müdigkeit bei Rheuma hilfreich – und lassen sich in Patientenschulungen erlernen8. Solche Schulungen bieten viele Rheumakliniken, Rehazentren, rheumatologische Praxen und die örtlichen Verbände der Deutschen Rheuma-Liga an.
Zu guter Letzt ist erholsamer Schlaf ein wesentlicher Faktor, um die Symptome einer Fatigue zu lindern.
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Quellen:
1Overman CL, et al. Clin Rheumatol. 2016;35(2):409-15 (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
2 Deutsche Fatigue Gesellschaft. Was ist Fatigue? https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/fatigue/was-ist-fatigue/ (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
3 Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e. V.. Was ist ME/CFS? https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/ (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
4 Medical Tribune. Rheumatologische Erkrankungen: Raus aus der Fatigue. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/raus-aus-der-fatigue (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
5 Deutsche Rheuma-Liga e. V.. Fatigue-Syndrom: Kampf gegen die bleierne Müdigkeit. https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/fatigue-syndrom (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
6 European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR). 2021 EULAR Recommendations for lifestyle and work in people with RMDs. https://www.eular.org/web/static/lib/pdfjs/web/viewer.html?file=https://www.eular.org/document/download/225/20e4e1d2-1d05-4a94-9244-3ac5f12d9602/293 (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
7 Deutsche Fatigue Gesellschaft e. V.. Körperliches Training. https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/behandlung/koerperliches-training/ (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).
8Patermann J. et al. Z Rheumatol 2016;75:187–199. (zuletzt aufgerufen am 28.10.2024).